Die traditionelle Architektur in Deutschland umschreibt eine charakteristische Baukonstruktion, bei der lokale Baumaterialien in verschiedenen Bautraditionen zum Einsatz kommen. Bauwerke in verschiedenen deutschen Regionen sprechen oftmals eine eindeutige Architektur-Sprache. Diese Baustile sind oft auch nach ihren Regionen benannt.
Die traditionelle Architektur entstand aus einer handwerklichen Tradition heraus und zur Erfüllung des Bedarfs an Raum. Zudem wurde sie durch Klima, Umweltbedingungen und verfügbare Baumaterialien beeinflusst. Die traditionelle Architektur wollte generell keine neuen Wege gehen, jedoch entwickelte und veränderte sie sich kontinuierlich weiter. Hier spielten auch innovative Materialien und neue Moden eine Rolle. Der Übergang zur moderneren Architektur ist fließend und beide Bereiche können sich positiv beeinflussen.
Traditionell in Bayern
Mit dem Bundesland Bayern verbinden wir typische Häuser im bayrischen Landhaus-Stil mit üppigen Blumenkästen vor den Fenstern, besonders in den ländlichen Gegenden. Speziell denken wir hier an Bauernhäuser und Bauernhöfe. Viele Dörfer in Bayern punkten mit ihren idyllisch anmutenden Gebäuden im bayrischen Stil. Diese Häuser passen perfekt zum einzigartigen bayrischen Landschaftsbild, die sich durch eine wunderschöne Natur mit imposanten Bergen im Hintergrund auszeichnet.
Charakteristisch sind zudem Fensterläden aus Holz, die durch schöne Verzierungen und Bemalung gekennzeichnet sind. Auch Wandmalereien zeichnen die Baukunst dieser Häuser aus. Sogenannte Bauernhäuser sind derzeit wieder sehr gefragt. Sie offerieren große Wohnflächen und große Gärten in idyllischer Lage.
Das Schwarzwaldhaus
Typisch für den Schwarzwald sind Bollenhut, Kuckucksuhr, Schwarzwälder-Kirschtorte und Schwarzwälder Schinken. Jedoch wird dort auch Brauchtum gepflegt. Eine typische und traditionelle Bauweise ist das Schwarzwaldhaus. Es wird vielleicht heute nicht mehr vorrangig gebaut, jedoch ist es in vielen Teilen des Schwarzwaldes noch zu finden.
Holzhäuser, deren Dächer nach allen Seiten schräg abstehen, sind dort typisch. Sie haben meist ein Walmdach, eine der ältesten Dachformen der Architektur überhaupt. Die typischen Schwarzwaldhäuser haben häufig einen Namen. Die ältesten Gebäude sind über 500 Jahre alt und werden liebevoll Heidenhäuser genannt. Typisch waren gleichfalls ihre Lage am Hang, der Blick ins Tal und die Dächer bis zum Boden.
Typisch für den Norden
Der Norden Deutschland glänzt mit schicken roten Klinkern, weißen Giebeln und dem Reetdach, dem charakteristischsten Zeichen der nordischen Architektur. Typisches Kennzeichen ist zudem die steile Neigung der Reet gedeckten Dächer. Das getrocknete Schilfrohr wurde gerne zur Dacheindeckung verwendet, auch heute noch. Speziell an der Nord- und der Ostsee sind Reetdächer gang und gäbe. Verschiedene Orte wie etwa das reizvolle Dorf Kampen auf Sylt schreiben das Schilfrohr regelrecht vor. Im Winter wärmt es und im Sommer schützt es vor Hitze.
Das Reet wird auf dem Dachbalken verteilt und akribisch ineinandergeschoben, sodass es auch Dauerregen abhält. Hausbesitzer müssen hierbei mit höheren Kosten als bei Ziegel rechnen. Nicht das mühsame Eindecken ist teuer, sondern die Kosten für die fachgerechte Pflege, die genügend Schutz vor Bränden bieten soll. Ein Reetdach kann nur ein Dachdecker mit speziellen Fähigkeiten eindecken. In Norddeutschland zählen Reetdächer heute zum Kulturgut der Region.